MONDLICHT IN VERMONT

»Goldies Zungenspitze tastete sich an der Innenseite ihrer Schneidezähne entlang. Was sollte sie den Eltern schreiben? Es durfte nichts Beunruhigendes sein und nichts allzu Persönliches.«

zur Zeitschrift

Diana Feuerbach
Mondlicht in Vermont - Vom Tod
einer Story
Kurzgeschichte
2018 ausgezeichnet mit dem
„Weißen Raben“ der
Literaturzeitschrift SIGNUM

Inhalt

Vermont 1910: Am Bahnsteig eines ländlichen Bahnhofs wartet ein junges Mädchen. Sie will fort von daheim. Wie könnte das besser gelingen als mit dem Nachtzug nach Montréal? Der Mond scheint so schön, dass man gleich zu singen anfangen möchte. Ihren Eltern wird Goldie schreiben, dass es ihr gut geht. Nur mit der Autorin der Geschichte ist sie nicht einverstanden.

„Mondlicht in Vermont“ - Leseprobe

Als ich Goldie traf, mochte ich sie sofort. Aus ihr sollte eine Geschichte werden. Das Mädchen, der Song und die alte Postkarte, die mir ein Freund geschenkt hatte. Obwohl ich zugeben muss: der Song kam zuerst. Er lief Schleife in meinem Kopf, ich bekam ihn nicht los. Da wurde vom Mondlicht berichtet, von der summenden Telegrafenleitung am Highway, von Münzen, die man am Bach verliert. Ella Fitzgerald hat ihn mit ihrer Stimme verzaubert, Louis Armstrong brummelte ihn meisterhaft, und auch die Version von Frank Sinatra schien mir geeignet, um der Geschichte den gewissen Anstrich zu geben. Eine Patina sollte es sein, mal schimmernd wie die Tasten eines Klaviers, mal ins Schilfgrüne spielend wie die Zigarren, die Goldies Vater gern raucht.

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"Moonlight in Vermont" - der Jazzklassiker

... gesungen von Ella Fitzgerald & Louis Armstrong