PUSCHKINS ERBEN
»Hör mal, es ist eine Sünde, dass wir nach den Schätzen unserer Verwandten graben, solange der Staub ihre Spuren noch nicht bedeckt. Außerdem haben sie ihre Schätze natürlich mit Flüchen belegt, mit furchtbaren uralten Zaubersprüchen.«
Inhalt
Sommer 1820: Alexander Puschkin, auf dem Weg in die Verbannung, verliert beim euphorischen Bad im wilden Dnjepr bei Zaporoschje, einem langweiligen ukrainischen Nest, seinen wertvollen Türkisring und bekommt starkes Fieber. Neun Monate später gebärt die Wirtin des ihn beherbergenden Gasthauses ein Kind.
31. Dezember 1976, Zaporoschje: Die Familie Katz feiert in großer Runde Silvester, selbst die über Hemingway promovierende Alka hat den langen Weg aus Moskau auf sich genommen. Doch sie ist mal wieder enerviert ob der provinziellen Rückständigkeit ihrer Verwandten, einzig der schöne Schwarzmarktkaufmann Mark aus Odessa scheint sich abzuheben vom familiären Pöbel. Schließlich nutzt Möchtegernpoet Josik, Ehemann von Alkas Cousine Rita, die Gelegenheit, Mark seine große Entdeckung zu verkünden: Die Familie stammt vom berühmten russischen Dichter Alexander Puschkin ab!
Leseprobe
Prolog: Ein kleiner Türkis geht verloren
Aus vollem Halse gähnend, öffnete der russische Dichter Alexander Puschkin mit seinen manikürten Fingern, an denen die Ringe leise klimperten, den schweren Brokatvorhang. Seine weißen Seidenhosen aus Paris, der Mode letzter Schrei, und die rote Rubaschka – ein Bauernhemd aus grobem Leinen, passend zu seinem derzeitigen Rang als Rebell – waren schmutzig und verknittert von der bereits eine Woche währenden Reise. Es war der Tag der Sommersonnenwende.
„Diese verdammte ukrainische Sonne wagt es, mich schon im Morgengrauen zu blenden“, sagte Puschkin, wie immer mürrisch beim Aufwachen.
„Das kommt davon, dass es Eurer Exzellenz gefallen hat, wieder bis zum Mittag zu schlafen“, murmelte der alte Leibeigene Nikita auf der gegenüberliegenden Sitzbank der Kutsche in seinen Bart.
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