DIE ROTE HERZOGIN

»In Hämmer mündende Männerarme rotieren wild um die Schulterachsen ... Arbeitermienen erstarren in frenetischem Grinsen.«

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Svetlana Lavochkina
Die rote Herzogin
Roman
Aus dem Englischen von Diana Feuerbach
gebunden, ca. 128 S.
ISBN 978-3-86391-323-6
EUR 20,00
auch als E-Book erhältlich

Inhalt

Zaporoschje, Ende der 1920er Jahre: Stalin will den Dnjepr-Staudamm bauen, Herzstück und Prestigeobjekt der sowjetischen Industrialisierung. Zum Bauleiter wird Chaim Katz ernannt, zur Propagandachefin seine Frau Darja, die sich nach ihrer glanzvollen Jugendzeit als Herzogin sehnt. Um ihrem Dasein wieder einen Sinn zu geben, plant sie inmitten der unheilvollen Atmosphäre von Verrat und Säuberungen einen Weihnachtsball. Lange können aber derartige konterrevolutionäre Aktivitäten nicht geheim bleiben.

In Die rote Herzogin erzählt Svetlana Lavochkina die Vorgeschichte zu ihrem Roman Puschkins Erben (Voland & Quist 2019). Eine groteske Parabel über Megalomanie und Menschenverachtung zu Zeiten des Roten Terrors.

 

Leseprobe
1. Kapitel

 

Josef Wissarionowitsch Stalin schwärmte für Wasserkraft. „Der Hydraulikmuskel der sowjetischen Industrie“, kritzelte er in sein Notizheft. Er bestellte den Mechaniker Katz und die besten Ingenieure Moskaus in sein Arbeitszimmer. Drei Mal sickerte das Wort „Zaporoschje“ durch seinen grau gesprenkelten Schnauzbart.

„Aber wir haben weder die Technologie noch geeignete Arbeitskräfte, um den Dnjepr-Staudamm zu bauen“, flehten die besten Ingenieure im Chor, während ihre Blicke von ihren Schuhspitzen hoch zum Leninbild huschten, das genau über Häuptling Stalins Kopf hing.

„Und was denken Sie, Genosse Katz?“ Josef Wissarionowitsch wandte sich an den Hauptmechaniker der Schießpulverfabrik, den ruhmreichen Revolutionär Chaim Katz. 

Von allen Bolschewiken hatte dieser Katz den flammendsten Beitrag zur Abschaffung der alten Verhältnisse geleistet. Er hatte den Sprengstoffschmuggel für die Barrikadenkämpfe und für die Belagerung des Zarenpalastes organisiert.

„Ich bin nur ein einfacher Heizer“, sprach Katz, „und kenne mich mit Wasserkraft nicht aus. Aber ich weiß, dass unsere sowjetischen Arbeiter die besten der Welt sind. Sie sind es, die den Damm errichten müssen.“

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Lesung und Gespräch zum Buch

Diese von den Städtischen Bibliotheken Dresden liebevoll produzierte Online-Lesung aus der Reihe #weiterlesen wurde im Dresdner Kulturpalast aufgezeichnet. Sie beinhaltet sogar einige originale Filmaufnahmen vom Bau des Dnjepr-Staudamms aus sowjetischen Archiven.

Begegnung mit einer Frau, die den Roten Terror erlebt hat

Zum Blogartikel "Besuch in Odessa"